Die Geschichte von Opa Moritz

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Opa-Moritz Lebensgeschichte         sein Pedigree           Presse fast Weltweit

 

 

Am 12. Mai 1954 wurde in einem Stall in der Nähe von Soest in Westfalen ein kleiner schwarzer Hengst ohne Abzeichen geboren. Damals ahnte noch niemand, was daraus mal werden sollte. Es war ja schließlich „nur“ ein kleines Shetlandpony.

Er wuchs mit seiner Mama Harvistoun Selma in einer kleinen Herde auf. Seinen Vater Littlestroke Blackie lernte er nie kennen, da er in Groß Britannien geblieben ist.

 

 

Unter seinen Ahnen finden sich viele große Namen der Shetlandpony Zuchtgeschichte. Zuchtgeschichte schrieb der kleine Moritz nicht. Er fiel im Alter von vier Jahren einem Tierarzt in die Finger, der dem für immer und ewig einen Riegel vorschob. Sonst hätte er, als er über die Regebogenbrücke ging Ur-Opa über 48 Generationen sein können.

Nach seiner Kastration wurde Moritz an einen Pferdehändler verkauft, wo er seine Grundausbildung zum Kinder-Reitpony bekam. Bald wurde er verkauft und einige Jahre später gegen ein größeres Pony eingetauscht. So vergingen viele Jahre. Immer wieder wurde er verkauft und eingetauscht. Zu unserem Glück landete er immer wieder bei denselben beiden Händlern. Einer der Beiden betreibt neben dem Handel auch noch einen Reitbetrieb mit Reitschule. Da arbeitete Moritz zeit seines Lebens insgesamt über 30 Jahre, besonders da er nicht mit jedem Verkauf auch den Stall verließ.

Irgendwann im Laufe seines langen Lebens wurde er eingefahren. Auch muss er einmal Menschen gehabt haben die sich sehr gründlich mit seiner Ausbildung beschäftigten. Immerhin beherrschte er einige Lektionen der L-Dressur.

Als Lehrpferd hatte Moritz einiges drauf: Er hat nie einen Reiter abgesetzt – höchstens mal jemanden elegant verloren. Seine Schüler trug er sicher durch ihre Abzeichenprüfungen und half ihnen auch bei den Anfängen der Turnierreiterei. Er brachte kleine Reiter erfolgreich durch Führzügelklassen, Reiterwettbewerbe und sogar E- und A-Dressuren. Im Springen fegte er mit mutigeren Reitern durch E-Prüfungen und wusste immer wie weit er gehen durfte.

Haben Sie schon mal einen passenden Reiter zum Ausbilden eines Shettys gesucht? Dann wissen sie die Leistungen von Moritz sicher noch besser zu würdigen.

Jeder der schon einmal engeren Kontakt zu einem Shetty hatte, kann bestätigen das diese kleinen Ponys sehr helle im Kopf sind und leicht lernen. Moritz war ein Professor seines Fachs. Nicht nur was seine Reit- und Fahrausbildung anbelangte war er seinen Rasse-Kollegen einiges voraus. Auch was Streiche und Trick betraf war er ein Wunderwerk an Können. Oft habe ich gedacht, dass es sehr schwer gewesen sein muss ihm das Richtige und nicht das Falsche beizubringen. Auch mit über 40 Jahren lernte er noch sehr leicht dazu. Aber das will ich später erzählen.

So mit etwa 35 Jahren ging Moritz in Teilruhestand. Soll heißen: er wurde nur noch gelegentlich zur Arbeit im Schulbetrieb herangezogen. Die meiste Zeit verbrachte er nun auf der Weide. Meist mit Jungpferden die ihn ordentlich fit hielten. Zu Stuten mit Fohlen durfte er nicht, weil er ein Fohlendieb war. Er lockte die Fohlen von ihren Müttern fort und ließ diese dann nicht mehr an die Fohlen ran. Er wollte sie für sich haben. Eigentlich eine ganz fürchterliche Eigenschafft, über die ich aber einmal sehr froh sein sollte.

Im Spätsommer 1994 lernte ich Moritz kennen, als ich vom Münsterland in den Geburtsort meiner Mutter am Rande des Sauerlandes umzog. Moritz musste bei einem Kindergeburtstag mit einigen seiner Kameraden zum Ponyreiten herhalten. Ich war begeistert eine ganze Reihe älterer und alter kleiner Ponys zu sehen. Moritz war da zwar schon mit seinen 40 Jahren der älteste, aber dann waren da noch die Schwarze Jule mit etwas über 30, die Braunschecke Mary mit 37 und ein paar weitere. Natürlich auch noch jüngere, wie 3jährige Bella mit ihrer 14jährigen Mutter Eva.

 

Dann kam das Ende der Weidesaison und Moritz sollte wegen seines Alters zum Schlachter. Belegte er doch eine Box die ein jüngeres, geldbringendes Pferd belegen könnte. Mit Engelszungen redeten wir auf den Händler ein. Das könne er doch nicht machen. So lange hätte Mohrchen doch guten Dienst getan und manche Mark für ihn verdient. Wir siegten und Moritz durfte bleiben. Dieses Theater wiederholte sich fortan jeden Herbst. Bis ich Moritz im Sommer 1998 aus den Augen verlor. Wir alle dachten der Händler hätte ihn weggeschafft um ihn nicht noch ein Jahr durchfüttern zu müssen.

Als keiner mehr damit rechnete stand er im Januar 2000 auf Mal in einem vom Händler an gepachteten Stall in der letzten Nische die mit ein paar Brettern abgesperrt wurde. Sein Verschlag war kleiner als jeder Ständer den ich jemals gesehen habe. Moritz war zwar nicht angebunden, aber bewegen konnte er sich darin auch nicht. Je einen Schritt vor und zurück und seitwärts war alles was möglich war. Umdrehen ging nur wenn er sich dabei regelrecht zusammenfaltete. Hätte er sich hingelegt, wäre er wohl nicht mehr hochgekommen.

Wir öffneten seinen Verschlag und zogen ihn raus. Nach dem wir ihn zu zweit 1 ½ Stunden geputzt hatten sah er immer noch erbärmlich aus. Die Hufe konnte er vor Steifheit nicht geben.

 

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Fortan kümmerten wir uns täglich um ihn. Putzten, fütterten und ließen ihn grasen, soweit das Wetter es zuließ.

Als die Weidesaison wieder begann kam er wieder auf Weide und wir wussten nicht wo. Erst im Sommer entdeckte ich ihn mit einem Fohlen auf einer steilen Hangweide ganz in meiner Nähe. Beiden ging es gut. Fast täglich kam ich an ihnen vorbei. Der Bewuchs wurde kürzer und kürzer und Moritz nahm rapide ab. Ich erzählte es dem Händler und drängte ihn die Beiden dringen wo anders hinzustellen. Nichts tat sich und ich fütterte bereits auf meine Kosten zu. Moritz wurde immer steifer und schon fast apathisch. Auch das Fohlen wurde weniger als ich endlich einsah, dass der Händler wohl nichts unternehmen würde und entführte die beiden Ponys kurzer Hand. Für die 700 m Fußweg von der Weide zu meiner brauchten wir 1 ½ Stunden, weil Moritz völlig steif war. Er konnte seine Gelenke kaum beugen und kam nur dadurch vorwärts, dass er sich zur Seite lehnte und wie ein Kamel immer beide Beine derselben Seite vorpendelte. Alle paar Schritte mussten wir stehen bleiben um zu verschnaufen. Ihn fehlte sogar die Kraft in diesen Pausen was zu fressen, was Joschka Janosch ausgiebig tat. Ihn musste ich schon bremsen, damit er nicht wahllos alles in sich hineinstopfte was ihm vors Maul geriet. Bei mir angekommen bekamen sie erst mal Heu satt, damit sie nicht so ausgehungert auf die saftige Weide kamen.

 

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Endlich konnte ich auch die Haarlinge, die die Beiden sich eingehandelt hatten, bekämpfen.

Erst nach 3 Monaten bemerkte der Händler das Fehlen der Ponys, obwohl ich ihn fast täglich sah und nahezu jedes Mal nach den Beiden fragte. Er sagte immer wieder er wäre vor kurzem erst da gewesen und alles wäre bestens. Fortan standen Moritz und Joschi auf meiner Weide. Zusammen mit meinem Merry Legs, Henkie van Grollo und Schnurri, den Shettys meines Vermieters, Mambo, dem DRP-Hengst meiner Freundin Iris sowie Revell, Svejk, Tango und Emil – alles Ponys von Moritz Eigentümer.

Am 17. Dezember 2000 kaufte ich Moritz. Da ich ab April im Bergischen Land leben würde. Nur so konnte ich sicher sein, das Mohrchen nicht doch noch beim Schlachter landen würde. Außerdem hing Moritz sehr an Merry Legs. Moritz und Merry Legs zogen aber schon im März in den neuen Stall um, weil ein Transportverbot für alle großen Tiere wegen MKS bevorstand.

 

 

Der neue Stall war in Leverkusen und das beste was ich mir für die Shettys wünschen konnte. Dort wurde sich vorbildlich um meine Beiden Schätze gekümmert. Merry Legs Ekzem wurde liebevoll und konsequent behandelt. Und Moritz bekam von jedem der gerade einen Augenblick Zeit hatte etwas zugesteckt. Da sich niemand die Namen der Shettys gemerkt hatte wurden sie Schlumpf und Opa genannt. Diese Namen blieben hängen.

 

 

Ich wurde liebevoll begrüßt, als ich 3 Wochen später auch endlich da war. Jedoch schien man mich nicht unbedingt schwer vermisst zu haben. Opa nahm langsam aber beständig zu und vor allem konnte er immer besser laufen.

 

 

Hier begann auch Opas Ruhmeszug durch die Welt. Die Zeitschrift Pferdemarkt startete in der Ausgabe 1 / 2 2001 die Suche nach dem ältesten Pferd Europas. Wir bewarben uns und kamen in die Ausgabe 9 / 10 2002. Da waren wir aber schon nicht mehr in Leverkusen, sondern wohnten bereits seit November 2001 hier im schönen Waldecker Land.

 

 

Den Konntest gewann Opa mit 5 Jahren Vorsprung vor einem 43jährigem Shetty.

Den Artikeln im Pferdemarkt folgten Artikel im Pferdeanzeiger, Cavallo, Ein Herz für Tiere, HNA Tageszeitung und die ersten TV-Aufnahmen. Juni 2003 suchte die Unser Pferd nach Pferdeoldies. Da war Opa schon 49 Jahre und gewann auch diesen Titel. Es folgten weitere Artikel in Pferde Heute, Masterhorse, Bild der Frau, Cavallo und etlichen anderen. Auch das TV kann noch ein paar Mal. Im Pony & Kleinpferde Spezial landete er wegen totalen Platzmangels im Editorial, weil man sich seine Geburtstagsparty Ankündigung keinesfalls entgehen lassen wollte.

 

 

 

Opas 50ster Geburtstag wurde richtig groß mit vielen Leuten im Dorf gefeiert. Auch hier war jede Menge Presse vor Ort. 3 TV-Sender, Tageszeitungen, die Bild, Unser Pferd (die ihn sogar auf der Titelseite brachte), der Pferdeanzeiger bat um Übersendung der Infos zu Opas Geburtstag, ebenso die Cavallo.

 

  

 

Doch das Größte war die Anwesenheit einer japanischen Journalistin. Omameuda Mayumi die für beide japanischen Pferdezeitschriften schreibt. In der größeren von Beiden bekam Opa die Titelseite und einen 7seitige Artikel.

 

 

Später in 2004 folgte von Derby Pferdefutter noch einmal die Suche nach dem ältesten Pferd Deutschlands. Natürlich war das wieder unser Opa Moritz. Jeder wollte wissen, wie es denn sein kann, dass ein Pferd oder Pony soooo alt werden kann. Wenn ich das doch bloß wüsste. Geantwortet habe ich meistens: „Es hat niemand zu Opa gesagt das er jünger sterben müsste. Wie soll er es denn dann wissen.“ Aber ehrlich? Ich bereue nicht einen einzigen Tag mit ihm. Im Gegenteil. Oft wünsche ich mir ihn schon viel früher kennen gelernt und vor allem gekauft zu haben.

 

 

Als optimaler Jungbrunnen zeigte sich das Mutterlose Fohlen, das ich völlig unplanmäßig und spontan auf dem Pferdemarkt in Hamm kaufte. Wie weiter oben ja schon berichtet, klaute Moritz Fohlen. So adoptierte er das, kurzerhand Baby getaufte, gerade 8 Wochenalte Fohlen.

 

 

Später wurde er mit dem Namen Skotsh Hobby eingetragen. Gerufen wird er noch immer Baby. Wir hatten eine prima Arbeitsteilung. Ich sorgte fürs Fläschchen und Opa übernahm die Erziehung. Wer nicht weiß das Skotsh Hobby ein Flaschenkind war, käme heute nicht auf die Idee das es so gewesen sein könnte. Er wurde komplett normal sozialisiert und weist keine der üblichen Macken auf.

 

 

Macken und Tricks. Ja, die hatte Opa Moritz. Und was für welche!

Dass er als waschechtes Shetty jede Futtertonne öffnen konnte, brauche ich bestimmt nicht zu betonen. Aber auch alle anderen Türen, Tore und Schlösser waren kein Problem für ihn. Panikhaken, Drehkarabiner, Türklinken, Boxenriegel waren ein Klacks. Selbst Schlüssel konnte er im Schloss drehen und Türen öffnen. E-Zaun-Griffe die nicht wirklich stramm gespannt waren hakte er aus. Ganze Möhrensäcke schleppte er in seine Box um sich später mit ihnen zu beschäftigen. In Leverkusen hat er der Gabi den ganzen Einkaufskorb geklaut. Zumindest bis auf den Kaffee. Den legte er zuvor auf den Stuhl unter dem der Korb stand. Sagenhaft war auch seine selektive Schwerhörigkeit. Man konnte in seiner direkte nähe stehen und ihn ansprechen, dennoch erschrak er das manch ein Mensch dachte gleich fällt er tot um. Aber wehe man öffnete ein Bonbonpapier. Das hörte er auch noch aus 200 m Entfernung bei Gegenwind! Wer über 50 Jahre Zeit hatte die Menschen zu studieren, der wusste auch ganz genau wie man sie manipuliert. Das war Opas Spitzendisziplin. Er hatte sie alle im Griff! Vom schwärmendem Kind über abgeklärte Tierärzte bis zum stursten Altbauern. Letztere sprangen sogar vom Trecker um ihn in die Wide oder den Stall zurück zu bringen. Oder ihm schnell einen Apfel vom Baum zu pflücken, weil keiner mehr darunter lag.

Wenn ihr mehr von ihm hören wollt, sprecht mich auf der Pony-Trophy an und ich kann euch die Lachtränen in die Augen treiben.

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